Zusammenlegung der Feuerwehrhäuser vom Tisch

Nachfolgend ein Bericht von Thorsten Kunz, NNP vom 29.04.2024

Gemeindevertretung Brechen beschließt Neubau in Niederbrechen

BRECHEN . Einstimmig mit 21 Ja-Stimmen bei einer Enthaltung hat die Gemeindevertretung Brechen beschlossen, dass das neue Feuerwehrhaus Niederbrechen zwischen der Runkeler Straße und der Villmarer Straße, unmittelbar gegenüber dem jetzigen Standort, errichtet werden soll. Es handelt sich dabei um Variante 10 der Standortanalyse der Firma KommunalUp Feuerwehrberatung. Die Gemeindevertreter beauftragten den Gemeindevorstand, mit den Grundstückseigentümern Kaufverhandlungen zu führen. Die erforderlichen Mittel für den Grundstückskauf müssen im Haushalt 2025 berücksichtigt werden.

Zuvor war ein Antrag von Sebastian Steul (FDP), unterstützt von Günter Rudloff (BWG), das Thema zu vertagen, abgelehnt worden. Steul und Rudloff hatten eingewendet, es seien „noch nicht alle Optionen auf dem Tisch“ und die Untersuchung sei fehlerhaft, man müsse sie sich „noch einmal genauer ansehen“. Bürgermeister Frank Groos (parteilos) konnte die Einwände nachvollziehen, sprach aber von nur geringen Mängeln im Detail, die nichts daran ändern würden, dass die Sache insgesamt gut vorbereitet und entscheidungsreif sei. Im Übrigen äußerte er sein Unverständnis darüber, wie nach einer ruhigen und über lange Zeit sachorientierten Diskussion zu dem Thema kurz vor dem Abstimmungstermin die Gerüchteküche zu brodeln begonnen habe: „Ich habe in meiner bisherigen Amtszeit noch nie erlebt, dass im Vorfeld so eine Unruhe in eine Diskussion gekommen ist, die eigentlich schon abgeschlossen war, und ohne dass dafür irgendein Grund vorlag. Da wurde eine völlig unwürdige Diskussion aufgemacht, die unsere Feuerwehren nicht verdient haben. Es hat nie einen Anlass gegeben, über die Zusammenlegung der Wehren aus Niederbrechen und Oberbrechen nachzudenken.“

Viele Kommentare von Unbeteiligten

FWG-Fraktionssprecher Gerd Roos stimmt ihm zu: „In den letzten Tagen hat es zu viele Kommentare zum Thema von Unbeteiligten gegeben und eine hektische Betriebsamkeit und Unruhe. Der Erhalt aller drei Standorte ist selbstverständlich. Im Übrigen ist Variante 10 die einzige, von der aus auch alle Gebäude in Werschau im Brandfall innerhalb der gesetzlich vorgegebenen Zeit erreicht werden können.“ Sebastian Frei (CDU) sprach von einem „echten Zukunftsstandort für Niederbrechen“, Hans Saufaus (CDU) als Vorsitzender des Bau- und Umweltausschuss davon, dass die Unterlagen gut vorbereitet gewesen seien und der „Feuerwehr-TÜV“ angesichts der seit Jahren dokumentierten Mängel keinen Aufschub mehr dulde. Auch der Haupt- und Finanzausschuss hatte sich laut Patrick Fitz (FWG) mehrheitlich für den Neubau an diesem Standort ausgesprochen, und sowohl Jürgen Scherer (BWG) als auch Christof Schneider (SPD) erklärten für ihre Fraktionen ihre Unterstützung für „Variante 10“.

Hintergrund: Der technische Prüfdienst des Landes Hessen hatte am Feuerwehrstandort Niederbrechen Mängel in den erforderlichen baulichen Anforderungen festgestellt, die nach eingehender Untersuchung und Bewertung eines Architekten nicht am bestehenden Standort ausgeräumt werden können. Daher musste ein neuer Feuerwehrstandort gefunden werden, der die einschlägigen Vorgaben des technischen Prüfdienstes, der entsprechenden DIN und der Unfallkasse Hessen erfüllt. „Es geht daher nicht um die Frage, ob ein neuer Feuerwehrstandort in Niederbrechen gefunden wird, sondern wo“, machte der Bürgermeister klar. Dazu wurde eine Standortanalyse in Auftrag gegeben, die zehn verschiedene Standorte untersuchte. Im Ergebnis wurde die Variante 10, der Standort zwischen der Runkeler Straße und der Villmarer Straße als die beste Variante bewertet.

Gläser: Ausbildungsstand auf hohem Niveau

Auch Gemeindebrandinspektor Michael Gläser gab Entwarnung hinsichtlich der drei Feuerwehrhäuser. In Werschau seien die Platzverhältnisse im Gebäude zwar derzeit zu eng. Doch hier wird die Situation durch den Anbau von zwei Fahrzeugstellplätzen entschärft. Das Feuerwehrhaus in Oberbrechen werde nach der Ertüchtigung der Elektrik und dem Einbau einer Abgasabsaugung keine Mängel aus der letzten Revision des Technischen Prüfdienstes mehr aufweisen. Und mit der Entscheidung für den neuen Standort in Niederbrechen sei auch dessen Zukunft geklärt. Ansonsten attestierte er der Freiwilligen Feuerwehr Brechen mit ihren 104 Mitgliedern (87 Männer und 17 Frauen, 40 in Niederbrechen, 30 in Oberbrechen und 34 in Werschau) einen Ausbildungsstand auf durchweg hohem Niveau, sie sei gut aufgestellt, um die anfallenden Aufgaben der täglichen Gefahrenabwehr professionell bewältigen zu können.

Alle Ortsteilwehren seien in der Lage, kleinere Einsätze eigenständig abzuarbeiten, während bei größeren Schadensereignissen die Wehren eng zusammenarbeiten. „Zur Nachwuchsgewinnung engagiert sich die Feuerwehr unter anderem intensiv in der Kinder- und Jugendarbeit. Während in den beiden Kinderfeuerwehren in Oberbrechen und Werschau insgesamt 60 Kinder zwischen sechs und zehn Jahren spielerisch an die Feuerwehr herangeführt werden, bereiten sich in den Jugendfeuerwehren 33 Jugendliche zwischen zehn und 17 Jahren auf den Feuerwehrdienst vor. Die Sicherung des Nachwuchses für den aktiven Feuerwehrdienst ist aber nur eine der Aufgaben der Kinder- und Jugendfeuerwehr, denn die Bildung unterschiedlicher Kompetenzen und das Vermitteln von Werten ist ein ebenso wichtiger Bestandteil. Daher freut es mich ganz besonders, dass im letzten Jahr auch in Niederbrechen eine Jugendabteilung ihre Arbeit aufgenommen hat“, so Gläser, der für seinen Bericht viel Applaus erhielt, nicht zuletzt von einigen Dutzend Kameradinnen und Kameraden, die die Sitzung der Gemeindevertretung begleiteten.